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Heiner Geißler Interview   11.04.2010

Today's reality: human beings as cost factors - example health care system

Jörg Schönenborn: Also, auf dem Feld der Gesundheit, auch auf dem Feld der sozialen Absicherung, also eigentlich dieser Konflikt Mensch gegen Markt, die Gesellschaft mit ihren Sozialanliegen gegen die wirtschaftlichen Anliegen. Kann man fast jedes Thema, das gerade strittig ist zwischen den Koalitionsparteien, darauf herunterbrechen?

Heiner Geißler: Richtig. Bildungspolitik genauso. Aber auch die Gesundheitspolitik. Die Vorschläge, die jetzt gemacht werden für eine Gesundheitsreform sind ausschließlich diktiert von der Kostenfrage. Das habe ich habe der Ulla Schmidt auch schon einmal gesagt, die Triumphe gefeiert hat im Fernsehen und in Pressekonferenzen. Die Krankenkassen-Beiträge wurden mal von 14% auf 13,8% gesenkt. Das hat die Gesundheitsministerin als einen Erfolg bezeichnet. Das ist möglicherweise ein Erfolg für den Wirtschaftsminister, aber niemals für die Gesundheitsministerin. Sie muß sich ja die Frage stellen, wenn die Beiträge um 0,2% sinken, was bedeutet dies für den Patienten, für den Menschen, für die Krankenschwester? Was bedeutet es für die Ärzte?Aber daran wird erst in zweiter Linie gedacht. Es wird primär nur gedacht unter dem Gesichtspunkt des Menschen als Kostenfaktor.

Das ist ein weiteres Diskriminierungsmerkmal. Die Menschheitsgeschichte ist geprägt durch Diskriminierungen. Der Mensch ist in seiner Würde verletzt worden, unabhängig davon ob als Angehöriger einer falschen Klasse, einer falschen Rasse, da wurde er vergast, als Angehöriger einer falschen Nation, da haben sie ihn umgebracht, als Angehöriger eines falschen Geschlechts. Es gibt kein Bevölkerungsteil der Erde, der mehr diskriminiert wird als die Frauen. Sie haben alle eine negative Kategorie. Und jetzt haben wir eine zusätzliche negative Kategorie die die Menschen diskriminiert, nämlich der Mensch als Kostenfaktor. Das ist heute der Bewertungsmaßstab für unsere politischen Entscheidungen. Dabei will ich ja gar nicht bestreiten, daß das Geld ein wichtiges Argument darstellt. Aber auf der Erde gibt es Geld wie Dreck, Geld wie Heu. Das haben wir erst jetzt bei der Bewältigung der Finanzkrise gesehen. Es ist nur völlig falsch verteilt.



 

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