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Geschehnisse

[06.04.2010] Somalias maritime Wirtschaft

Hintergrund

Das industrielle globale Ausbeuten der Meere hinterläßt Bevölkerungen kleiner Fischer ohne Einkommen, 'auf dem Trockenen', auch jene an der Küste Somalias. Die Abwesenheit von Regierungseinflüssen in Somalia bewirkte ein liberales Klima, das dem privaten Unternehmertum und der Innovation förderlich war (s.a. Milton Friedman). Damit wuchs ein neuer Wirtschaftszweig. Genau genommen, eines der ältesten Wirtschaftszweige der Menschheit, verschiedentlich bekannt unter Wege-Zoll, oder Piraterie, je nachdem ob das Gewerbe zu Lande oder zu Wasser ausgeübt wird. Die Englische Königin Elisabeth I fand es ein ausgezeichnetes Instrument, um Vermögen zwischen den beiden Ländern Spanien und England gerecht aufzuteilen.
Somalis wurden keine ritterlichen Titel zuerkannt, dennoch haben sie ein Geschäftsmodell ausgearbeitet, das ebenso effektiv ist, wie das Modell von Elisabeths Fond Manager von Annodazumal.

Ein modernes Geschäftsmodell [1]

Organisation:
Ein Bericht, der am 10.03.2010 vor dem Sicherheitsrat der UN präsentiert wurde, bezeugt daß die Somalischen Wagniskapitalisten (Piraten) ebenso gut organisiert sind wie etwa die Spekulanten an der Wall Street. Jene, die Schußwaffen zur Verfügung haben, nehmen Teil am Entern von Tankern und Containerschiffe die das Horn von Afrika durchqueren: Jedem Besitzer einer Kalaschnikow oder Pistole steht ein A-Klasse (Aktions-)Anteil des Lösegeldes zu. Ein Raketenwerfer oder ein Machinengewehr berechtigt zu einem zweiten A-Klasse Anteil. Ein weiterer A-Klasse Anteil wird jenen zugestanden, die das gekaperte Schiff entern, vgl. die Kompensation des höheren Risiko von Subprime-Hypotheken durch höhere Zinsen.
Die Enter-Mannschaft besteht typischerweise aus 8-12 Teilteilnehmer. Die Auslagen dieser Mannschaft mit ihren zwei oder mehr Schnellbooten, die auf der Suche nach Beute zeitlang das Meer durchqueren müssen werden von Investoren finanziert.
Pendant der Enter-Mannschaft ist eine zweite Mannschaft an Land, bestehend aus mindestens 12 Mitglieder, das (u.a.) die Sicherheit des gekaperten Schiffes gegen Kaperung durch fremde Gruppen gewährleisten soll. Die Investoren finanzieren die Kosten dieser Bodenmannschaft, z.B. durch Nahrungsbeschaffung (auch für die Geiseln), Wäsche-Reinigung. Das notwendige Vertrauen zwischen beiden Mannschaften wird oft durch familiäre Bindungen zementiert.

Gehälter and Boni:
Da sie ein geringeres Risiko ausgesetzt ist, wird die Bodenmannschaft gemäß B-Klasse Anteile ausgezahlt. Diese stellen feste Gebühren dar, sind nicht proportional zur Lösegeldhöhe wie die A-Klasse Anteile.
Nach Ankunft des Lösegeldes,
- erhalten die Investoren (z.B. Piraten, die durch frühere Unternehmungen bereits Multimillionäre geworden sind) 30% plus eine Kompensation ihrer Auslagen,
- die älteren? Mitglieder der Bodenmannschaft bekommen eine Flatrate, typischerweise 5-10% insgesamt,
- die Besitzer von B-Klasse Anteile erhalten typischerweise $15.000,
- der Rest des Lösegeldes wird unter den A-Klasse Anteilsinhaber verteilt.
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Quelle:

[1] Le Monde "Le 'business model' des pirates somaliens", 01.04.2010


[04.04.2010] Walfang:  Neuseeland segelt mit dem Wind,  Australien wirft den Anker

Hintergrund: [1]

Die 1946 gegründete Internationale Walfangkommission (IWC) befaßt sich mit wirtschaftlichen Zielen und der Umweltschutzproblematik für die Walfangindustrie.
- Gegenwärtig 84 Mitgliedsländer, davon betreiben die Mehrzahl keinen Wahlfang.
- Entscheidungen durch 3/4-Mehrheit.
- Eine freiwillige im Gegensatz zu einer vertragsgebundenen Organisation.

Insbesondere seit den 1980er wird die IWC von zwei militanten Fraktionen dominiert: Anti- und Pro-Wahlfang.

Motiviert durch wissenschaftliche Feststellungen, daß das Überleben einiger Walarten in Frage stellten 1986 wurde ein Moratorium beschlossen. Das Moratorium sollte eine Pause im kommerziellen Walfang bewirken. Aber Schlachten für wissenschaftliche Forschungszwecke wurde erlaubt. Dieses Moratorium ist weiterhin 'in Kraft'.
- Aufgrund von Druck der USA stimmte Japan dem Moratorium zu, betrieb jedoch weiterhin (offensichtlich) kommerzielen Walfang unter dem Vorwand es sei nötig für Forschungszwecke. Die USA selber hatte sich bereits zu der Zeit von einer pro- zu einer anti-Politik durchgerungen.
- Norwegen und Island legten formale Beschwerden ein, und erklärten sich vom Moratorium ausgenommen. Diese Länder nahmen den kommerziellen Walkampf in 1994 bzw. 2006 wieder auf.
- Kanada zog sich von der IWC zurück.

In 1994 gründete die IWC ein 'Südliche Ozean-Walschutzgebiet' um die Antarktis, das die größte Population von Mink Wale beherbergt.

2010:

Australien setzt sich seit geraumer Zeit für ein totales Walfangverbot ein. Bis vor kurzem war auch Neuseeland ein vehementer Verfechter gegen den Walfang. Siehe z.B. das Vorhaben eine gemeinsame wissenschaftliche Studie zu starten, die demonstrieren sollte, daß man (sogar) für die Walforschung die Wale nicht schlachten müsse. [2]

Japan unternimmt einen Vorstoß, das Moratoriumsverbot zu ersetzen durch eine reduzierte Quote Schlachtungen für Forschungszwecke, kompensiert durch eine Menge Schlachtungen für kommerzielle Zwecke (wie limitiert?).

Nun hat Neuseeland beschlossen, diesen Japanischen Vorschlag zu unterstützen, mit den Argumenten
- es sei besser ein Kompromiß zu akzeptieren als das Risiko einzugehen, daß Japan das IWC-Moratorium verläßt, und künftig unbegrenzt Walfang betreibt, und
- eine effektive Überwachung des weltweiten Wahlfangs ist sowieso unmöglich.
Der Australische Umweltschutzminister Peter Garret sagte er würde diesen Kompromißvorschlag ablehnen. [3, 3a]

Das nächste IWC-Jahrestreffen findet im Juni 2010 statt.

Siehe (natürlich) auch: Greenpeace.

Eulenspargel:
Der Schwachpunkt für die Antiwahlfang-Fraktion ist wohl der freiwillige Charakter der IWC.

[update 28.05.2010] Quelle [4]
Australien unternimmt juristische Schritte gegen Japan mit der Begründung, daß Japans Jagd nach Wale im Südlichen Ozean das internationale Walfangverbot verletzt. Nächste Woche beabsichtigt die Regierung beim Haager Internationalen Gerichtshof ein formales Verfahren zu eröffnen. Der Schritt kommt im Vorfeld des kommenden IWC-Treffens im Juni.

[update 23.06.2010] Quelle [5]

IWC Jahrestreffen in Agadir (Marokko): Juni 2010

Die Debatte über den Plan eine beschränkte Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs wird 12 Monate verschoben, nachdem Versuche, eine Brücke zwischen Pro- und Antiwalfang-Nationen offenbar gescheitert sind.
Die USA und Neuseeland sind zu einem Kompromiß bereit, aber Australien nicht.
Auf der anderen Seite, Japan würde die vorgeschlagenen Quoten akzeptieren, jedoch lehnen Island und Norwegen eine Reduzierung ihrer Fangmengen ab.
Das bedeutet, daß Japan seine "wissenschaftliches" Walfangprogramm im Südlichen Ozean fortsetzen wird.

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Quellen:

[1] wiki [englisch] "International Whaling Commission"

[2] softpedia [englisch] "Whaling: New Zealand and Australia Against Japan", 05.01.2010

[3] ARD "Neuseeland jetzt doch für kommerziellen Walfang", 03.04.2010

[3a] BBC [englisch] "New Zealand calls for whaling compromise", 01.04.2010

[4] BBC [english] "Australien wird gegen Japans Walfang-Programm prozessieren", 28.05.2010

[5] BBC "Hoffnung für Walfangkompromiß schwindet", 26.06.2010 [englisch]


[27.03.2010] Bulgarien trotzt der Gentechnik-Lobby. Ein Beispiel für andere?

Gemäß einer EU-Richtlinie ist ein generelles Verbot gentechnisch veränderter Organismen unzulässig. Nach Demonstrationen Tausender Gentechnik-Gegner beschloß die bulgarische Regierung radikale Änderungen zum geplanten Gentechnikgesetz. Dabei gibt es im Land künftig rund um jeden einzelnen Bienenstock einen Schutzradius von zehn Kilometern ohne Gentechnikanbau. Betreibt ein Bauer irgendwo Bio-Landwirtschaft, so dürfen im Umkreis von sieben Kilometern ebenfalls keine gentechnisch veränderten Organismen angebaut werden. Und rund um Naturschutzgebiete gilt sogar ein entsprechender Radius von 30 Kilometern. In einem kleinen Land wie Bulgarien bleibt da nicht mehr viel übrig - oder eigentlich gar nichts.

Hintergrund:
Das multinationale biothechnik Unternehmen Monsanto hat staatliche Stellen in den USA seit langem durch eigenen Leuten bzw. firmengefällige Beamten unterwandert. Über diplomatische Kanäle (Argumentation auf der Rille Protektionismus), sowie durch direkte, massive Lobbyarbeit wird auf die EU druck ausgeübt, gentechnisch-veränderte landwirtschaftliche Produkte auf breiter Front zuzulassen. Der Beamtenapparat und die Kommissare in Brüssel sind diesen Druck gegenüber zugänglich. Es ist zu hoffen, daß das künftig EU-Parlament besseren Widerstand leisten wird. Siehe, z.B. [3, 4]
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Quellen:

[1] ARD Tagesschau "Bulgarien bleibt gentechnikfreie Zone", 25.03.2010

[2] MyBulgaria Portal "Bulgaria MPs Agree GMO Amendments to Protect Bees", 17.02.2010 [englisch]

[3] Wiki "Porträt der Firma Monsanto"

[4] ZMAG "The World According to Monsanto", November 2008



[14.02.2010] Die Freiheitsstatue der Republik ist ein Esel

"Hartz 4" ist die umgangssprachliche Bezeichnung für das aus Steuern finanzierte Arbeitslosengeld II (Langzeitarbeitslosigkeit). Hartz 4 gibt es seit 2005. Siehe z.B. Hartz4 wiki.

Am 9. Februar 2010 urteilte das Bundesverfassungsgericht, daß Teile des Hartz 4 Gesetzes verfassungswidrig sind, und gesetzliche Nacharbeit nötig ist. Der FDP-Chef Guido Westerwelle mißbrauchte dieses Urteil um sich, angesichts schlechter Popularitätswerte in den Mittelpunkt des Medieninteresses zu katapultieren:

Westerwelle (Auszüge einer Rede): "Die Diskussion nach der Karlsruher Hartz-IV-Entscheidung hat sozialistische Züge . . . Es scheint in Deutschland nur noch Bezieher von Steuergeld zu geben, aber niemanden, der das alles erarbeitet . . . Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein . . . Dabei muss doch gerade die Jugend lernen, dass Leistung keine Körperverletzung ist".

Eine Antwort von Heiner Geißler (CDU): "Die spätrömische Dekadenz bestand darin, dass die Reichen nach ihren Fressgelagen sich in Eselsmilch gebadet haben und der Kaiser Caligula einen Esel zum Konsul ernannt hat. Insofern stimmt Westerwelles Vergleich: Vor 100 Tagen ist ein Esel Bundesaußenminister geworden".

Überzogene Polemik ist bei Westerwelle nicht neu:
Auf dem FDP-Parteitag im Juli 2006 bezeichnete sich Westerwelle als Freiheitsstatue, die dagegen kämpft, die modrige Leiche des Sozialismus wiederzubeleben.
Aus den eigenen Reihen rief ihm Wolfgang Kubicki in aller Öffentlichkeit zu: "Erstens steht die Freiheitsstatue ziemlich alleine im Atlantik vor New York. Zweitens ist sie hohl im Kopf"

Eulenspargel:
Einerseits verdienen Esel den Vergleich mit Westerwelle nicht. Andererseits ist Westerwelles Verhalten konsequent durchdacht, und enthüllt seine Sicht auf die Gesellschaftspsychologie, insbesondere wie man einen Domino-Effekt anstößt. Und die Ergebnisse scheinen ihm durchaus recht zu geben.
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Quellen:

[1] Westerwelles Dekadenzrede, Feb 2010

[2] Die Welt "Finanzminister Schäuble lehnt Anhebung von Hartz-IV-Sätzen ab", 13.02.2010

[3] Der Spiegel "FDP-Parteitag: Hier steht die Freiheitsstatue der Republik", 15.06.2007

[4] Stern "Kommentar: Freiheitsstatue in Panik", 16.08.2007



[30.01.2010] Autohersteller: Weltweite Fahrzeug Rückrufaktionen (Toyota dann Peugeot-Citroën dann Honda dann GM)

Wegen der Möglichkeit eines klemmenden Gaspedals sind möglicherweise schon 19 Menschen ums Leben gekommen. Das hat nun zu einer weltweiten Massenrückrufaktion geführt.

Eulenspargel:
Wie bei jeder Aktivität, die kommerzielle Herstellung von Produkten wie Autos findet im Rahmen der Inanspruchnahme begrenzter Ressourcen statt. Alle Ressourcen haben ihren Preis. In einem Massenmarkt, drückt sich der Konkurrenzdruck oft genug in Preisdruck aus. Zur Erhaltung der Konkurrenzfähigkeit werden in allen Unternehmen daher wiederholt Kosteneinsparungsprogramme gestartet. Diese Programme schieben den Kompromiß zwischen Produktqualität und Produktionskostenaufwand (inklusiv Entwicklungskosten, Testen, Materialkosten, Organisationsablaufkosten, usw.) [unweigerlich irgendwann mal] überwiegend in Richtung geringere Produktqualität. Die verminderte Qualität kann zu statistisch (sporadisch) auftretenden Fehlern führen. Solche Fehler können trivial sein. Sie können natürlich auch gefährliche Auswirkungen haben.
Es gibt hierfür spezifische Ursachen, z.B. inadequates Testen, oder menschliches Versagen*. Und es gibt eine generelle, system-inherente Ursache, nämlich die Zunahme des Konkurrenzdrucks.
Heute trifft es Toyota. In der Vergangenheit, und in Zukunft wird es andere Unternehmen treffen.

*) Ein mancher würde sagen, Versagen ist per Definition menschliches Versagen.

[update 01.02.2010] Quelle [2]
Inzwischen ruft auch Peugeot-Citroën um die 100.000 PKW zurück. Sie stammen vom gemeinsamen Toyota & Peugeot Werk in Tschechien. Betroffene Toyota und Peugeot Kleinwagen seien "praktisch baugleich" mit den Toyota Aygo-Modellen. Die problematischen Gaspedale kamen vom US-Zulieferer CTS.

Eulenspargel:
Erst wenn die Dinge schief laufen, erhält der 'Mann auf der Straße' Einblick hinter den Kulissen der globalisierten Wirtschaft.

[update 10.02.2010] Quelle [3,4]
Die Pannenserie reißt nicht ab:
- Inzwischen ruft Toyota Fahrzeuge zurück wegen mechanische Probleme des Bremspedals, und auch wegen Bremssoftware-Probleme.
- Insgesamt 8 Millionen Toyota Fahrzeuge mußten zurückgerufen werden. In den USA werden 52 Tote in Verbindung mit der Pannenserie gebracht.
- Im Januar mußte Honda 650.000 Fahrzeuge zurückrufen wegen einer von Fensterhebern ausgehenden Brandgefahr.
- Jetzt weitet Honda auch noch eine andere, bereits seit Ende 2008 laufende Rückrufaktion aus. Das Problem: Ein Airbag könnte beim Aufblasen zerplatzen. Inzwischen sind 1 mio Fahrzeuge betroffen.

[update 02.03.2010] Quelle [5]
- Toyota: Durch undichte Ölschläuche könne es zu ungewöhnlichen Motorgeräuschen oder ein Aufleuchten der Öldruck-Anzeige kommen. Weltweit sollen die Schläuche von über 1,6 Million Fahrzeuge ausgetauscht werden.
- GM ruft 1,3 Millionen Fahrzeuge wegen Problemen mit der Servolenkung zurück. Das Problem wird mit 14 Unfällen in Verbindung gebracht.

[update 25.03.2010] Quelle [6]
Nach Airbags und Fensterhebern beorderte Honda nun wegen Bremsprobleme mehr als 400.000 Autos in die Werkstätten. Im Bremssystem kann sich Luft ansammeln. Das führt dazu, daß das Bremspedal schlechter anspricht oder der Fahrer kräftiger zutreten muss, um anzuhalten.

[update 08.04.2010] Quelle [7]
Die US-Behörden stellten fest, daß Toyota das Bremsproblem bereits im September 2009 kannte, jedoch mindestens vier Monate lang nichts bekannt gab, und nichts zum Schutze der Fahrer und deren Familien unternahm. Autohersteller seien bei etwaigen sicherheitsrelevanten Mängeln verpflichtet, die zuständige Behörde (NHTSA) ~ National Highway Traffic Safety Administration) innerhalb von fünf Tagen über diese aufzuklären. Deswegen wird von Toyota $16,4 mio Schadenersatz verlangt.
Zudem sieht sich Toyota in den USA mit mehreren Sammelklagen von Autobesitzern konfrontiert.

Wegen diesen (drei) technischen Problemen wurden weltweit mehr als 8 Millionen Fahrzeuge zurückgerufen.

Aufgrund der Geschehnisse hat Toyota nun Maßnahmen bekannt gegeben, u.a. gibt es die neue Stelle des Chief Quality Officer für Nordamerika, und das Einräumen einer größeren Rolle dieser Region wenn es um sicherheitsbezogene Entscheidungen geht.

Eulenspargel:
Also, die schärfste behördliche Reaktion kam von US-Behörden, und für die Region Nordamerika sind auch die Maßnahmen zur verbesserung der Qualitätskontrolle getroffen worden.

[update 25.04.2010] Quelle [8]
Toyota ruft weltweit 34.000 Geländewagen mit dem Fahrdynamiksystem KDSS (Lexus GS460 und Landcruiser) zurück. Bei schnell gefahrenen Ausweichmanövern könnten die Fahrzeuge seitlich wegschlittern.

[update 26.06.2010] Quelle [9]
Wegen möglicher Lecks an der Kraftstoffleitung ruft Toyota etwa 17.000 Autos der für den US-Markt produzierten Luxusmarke Lexus zurückgerufen. Der Verkauf werde vorübergehend gestoppt.

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Quellen:

[1] FAZ "Klemmende Gaspedale - Toyota ruft in Europa 1,8 Millionen Autos zurück", 29.01.2010

[2] Focus "Rückruf - Auch Peugeot Citroën meldet Pannen", 30.01.2010

[3] BBC News "Honda extends airbag recall by 437,000 cars", 10.02.2010 [englisch]

[4] Stern "Rückruf von 440.000 Autos: Auch bei Honda ist nichts unmöglich", 10.02.2010

[5] ZDF Heute "Wieder Probleme bei Toyota: Ölschlauch defekt, 1,3 Millionen Autos müssen in den USA in die Werkstatt", 02.03.2010

[6] ZDF Heute "Honda ruft Hunderttausende Autos zurück", 17.03.2010

[7] SZ "Toyota: Nach der Pannenserie Teure Heimlichtuerei", 06.04.2010

[8] ARD Rundschau "Toyota-Rückruf für 420 Land Cruiser in Deutschland", 20.04.2010

[9] ARD Tagesschau "Verdacht auf Leck in Kraftstoffleitung: Erneute Rückrufaktion bei Toyota", 26.06.2010



[21.01.2010] Banker Boni und die Hilflosigkeit der Politik

UK:
Im Dez 2009 hat die Regierung eine einmalige 50%-Steuer auf alle Bankboni über £25000. Die meisten Banken werden den größten Teil dieser Zusatzsteuer jedoch ihren Aktionären aufbürden, nicht ihren Managern. Wie ein Sprecher der Treasury (Finanz- & Wirtschaftsministerium) bemerkte, "die Banken scheinen nicht begriffen zu haben, daß der Hauptzweck diese Steuer ist ihr Verhalten zu ändern, nicht primär Staatseinkommen zu generieren".
Aber die Regierung scheint nicht sonderlich verärgert zu sein. Denn das Geld wird kommen, egal von welcher Quelle. Hinsichtlich der Höhe der Einnahmen dieser Zusatzsteuer gehen die Meinungen weit auseinander: Die Regierung erwartet £550 Millionen, während die Banken £5 Milliarden schätzen.
Die Banker begründen das Schonen der Boni mit dem Argument* des globalen Wettbewerbs der Gehälter. D.h. sinken die Boni in der UK, dann wandern die "guten Leute" ins Ausland ab.
*) In umgedrehter Form wird dieses Argument regelmäßig auf die Gehälter der Angestellten an der Hierarchie-Basis angewandt: Zu hohe Gehälter zwingen die Unternehmen ins Ausland zu flüchten.
Quelle:
FT Weekend (Druckausgabe), "Bankers escape bonus blow", 09.01.2010,

USA:
Bislang wurden keine Maßnahmen gegen unverhältnismäßig hohe Bankerboni getroffen.
Barack Obama hat die Absicht, das Geld des Steuerzahlers, das durch die Bankenrettungsaktion vergeben wurde längerfristig von den Banken zurückzuholen. Detail sinde derzeit nicht bekannt.

FRANKREICH:
Eine einmalige Sondersteuer auf die in 2009 ausgezahlten Banker Boni, etwa identisch zur Maßnahme un England, wurde für Boni größer €27500 beschlossen. Hierdurch erwartet die Regierung Einnahmen in der Höhe von €360 Millionen. Hiervon erhalten die Banken anschließend jedoch €270 Millionen zurück, als Einzahlung in den gemeinsamen Anlagesicherungsfond, der Ende 2010 verstaatlicht wird.
Quelle:
Süddeutsche "Steuer auf Bankerboni: Frankreich päppelt Haushalt auf", 12.01.2010

DEUTSCHLAND:
Die Möglichkeit einer Sondersteuer auf die Banker Boni wird im Bundestag derzeit diskutiert. Der Finanzminister ist dagegen.
Also, angesichts einer -geplanten- Neuverschuldung in 2010 von €86 Milliarden, verzichtet der Finanzminister freiwillig auf die Möglichkeit höherer Steuereinnahmen (Eulenspargel).

[20.01.2010] Die WHO, die Schweinegrippe, und die Pharmaindustrie

Seit Auftreten der Schweinegrippe in Mexiko, leistete die Welt Gesundheitsorganisation WHO Überstunden, um andauernd den Ausbruch einer Pandemie zu proklamieren.

In letzter Zeit haben Fernsehteams gesellschaftskritischer Sendungen die Industrie-Verbindungen einer Anzahl Berater der WHO dokumentiert. Für eine Einflußnahme der Industrie gibt es auch eine weitere Indikation :
Vor dem Mai 2009, beinhaltete die WHO-Definition einer Pandemischen Grippe (wie etwa die Schweine Grippe kategorisiert wird) das auftreten von "weltweit simultan auftretende Epidemien mit einer enormen Anzahl von Toten und Erkrankten". In Mai 2009 entschied sich die WHO diesen Teil der Definition durch "Hinsichtlich Todesfälle und Erkrankungen können Pandemien milde oder schwer verlaufen" zu ersetzen. Dieser Beschluß wurde in der Öffentlichkeit nicht breitgetreten.
Seither kann jede mild-verlaufende Grippe (entsprechende Ausbreitung vorausgesetzt) als eine Pandemie deklariert werden. Der Punkt hier ist, die Ausrufung einer Pandemie hat weltweit das Ergreifen bestimmter schützender Maßnahmen zur Folge. Diese beinhalten die Beschaffung von große Mengen Impfstoffes.

Die Hauptauswirkungen eines Einflusses seitens der Pharmaindustrie ist offensichtlich
- mehr Geld fließt vom Steuerzahler zur pharmazeutischen Industrie,
- das Vertrauen in der WHO und andere gesundheitsbezogenen Organisationen schwindet.

[Update 26.01.2010] Source [2]
In einer Anhörung des Gesundheitskommittees des Europäischen Rats wurden die Verbindungen der WHO zur Pharma-Industrie hinterfragt. Der WHO Influenza-Experte, Keiji Fukuda bestritt, daß es unzulässige Einflußnahme seitens Pharma-Firmen gegeben habe. Er sagte, als Teil der Untersuchung der WHO wird geprüft, inwieweit man Pandemie-Ausbreitung und Schwere besser definieren könne.
Eulenspargel: Zum Beispiel, die Definitionsänderung von Mai 2009 wieder rückgängig machen?
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Quellen:

[1] WorldNetDaily "OUTBREAK! How U.N. redefined 'pandemic' to heighten alarm over H1N1", 12.11.2009 [englisch]

Im Artikel (1) wird auf die offizielle WHO-Seite verlinkt:

  WHO-Definition von Pandemie VOR Mai 2009, nur verfügbar über das WayBackMachine-Archiv:
  [1a] WayBackMachine-Archiv [englisch]
    NB: Dieses Archiv ist gigantisch, daher können Download-Zeiten in der Größenordnung 30 Min. liegen.

  WHO-Definition von Pandemie NACH May 2009:
  [1b] WHO "WHO pandemic phase descriptions and main actions by phase (pdf 341kb)" [englisch]

[2] BBC News "WHO defends its swine flu warning ", 26.01.2010 [englisch]




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